Magerwiese in Beelen bietet Insekten ein Zuhause

Ohne Insekten gibt es keine Schokolade

Beelen (gl). Es blüht, summt und zwitschert rund um den Hof von Heinz Buddenbäumer in der Bauerschaft Oester. Die Wiese hinter seinem Haus erstrahlt in grün, rot, gelb und weiß, zahlreiche Insekten tummeln sich dort und bodenbrütende Vögel bauen ihre Nester zwischen den hohen Grashalmen. Ein Paradies für Kleinstlebewesen erstreckt sich über 4,5 Hektar Fläche – sie ist vertraglich geschützt.

„Vor 30 Jahren ist eine ein Hektar große Fläche in das Feuchtwiesenprogramm, das sich auf Flächen rund um den Axtbach im Osten der Gemeinde bezog, aufgenommen worden“, erklärt Heinz Buddenbäumer und lässt mit Bettina Sander den Blick über die bunte Fläche schweifen. Heute hat er einen Bewirtschaftungsvertrag mit dem Kreis Warendorf geschlossen, der auf dem Kreiskulturlandschaftsprogramm basiert. Der Vertrag, der 2015 unterzeichnet wurde, umfasst die Magerwiese auf 4,5 Hektar. „Ich habe mich verpflichtet, die Fläche naturschutzgerecht zu pflegen“, so Buddenbäumer. Dazu gehört, dass er die Wiese nicht vor dem 15. Juni mähen darf, um die bodenbrütenden Vögel nicht zu gefährden. Die zweite Mahd findet erst nach dem 1. September statt.

Nachsaaten und Dünger sind auf der Magerwiese ebenso Tabu wie Pestizide. „Im vergangenen Jahr hat eine Bodenprobe gezeigt, dass der Boden zu sauer ist. Damit die Wiese nicht verunkrautet, habe ich mit dem Kreis Warendorf abgesprochen, die Wiese zu kalken“, sagt Buddenbäumer.

Der Aufwand, den der Sprecher des Grünen-Ortsverbands Beelen betreibt, wird durch Artenvielfalt belohnt: „Schmetterlinge, Bienen und Schwebefliegen fühlen sich hier wohl“, sagt Bettina Sander. Sie ist froh über jede Magerwiese, die Kleinstlebewesen ein Zuhause bieten, denn: „In den vergangenen Jahren hat es ein lautloses Insektensterben gegeben.

Die Anzahl der Tiere ist stark zurückgegangen.“ Die Gründe dafür: Überdüngung, Einsatz von Pestiziden, der Anbau von Monokulturen, der Klimawandel sowie die Versiegelung von Flächen. Dazu werden Feldränder und Grünstreifen oftmals zu früh im Jahr gemäht, bevor die dort wachsenden Wildblumen blühen und den Insekten Nahrung bieten können.

„Man sollte sich bewusst werden, dass 70 Prozent aller Pflanzen, die zur Nahrungsgewinnung dienen, darauf angewiesen sind, von Tieren bestäubt zu werden“, sagt Sander und gibt ein Beispiel: „Kakaobäume werden von Mücken bestäubt – gibt es die nicht mehr, gibt es für uns Menschen auch keine Schokolade.“ Dazu kommt: Verschwinden die Insekten, bekommen auch viele Vogelarten große Probleme. Insbesondere die Jungvögel benötigen für ihr Wachstum tierisches Eiweiß, das ihnen durch die Aufnahme von Insekten geliefert wird.


Artikel "Die Glocke" vom 8. September 2017, von Julia Stempfle

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