Besuch des Arche Wilhelminenhofs in Bakum

Nicht gerade um die Ecke war unser Ausflugsziel am Samstag, den 15.August 2015. Und wer sich an einem Samstagmittag auf die Autobahn A1 Richtung Norden begibt, muss damit rechnen, dass die Reise unter Umständen etwas länger dauert. Und so trafen wir mit einer Viertelstunde Verspätung auf dem Hof der Familie Balz in der Nähe von Vechta ein.


Aufmerksam wurden wir auf den Wilhelminenhof durch einen Fernsehbeitrag des NDR im Februar diesen Jahres, der in einem 90-minütigen Film anschaulich über die Familie Balz und ihren Einsatz für den Erhalt bedrohter Nutztierrassen sowie die nachhaltige Bewirtschaftung ihres Hofes berichtete. Seit 2008 führen Angelika und Michael Balz den 30-Hektar Betrieb im Landkreis Vechta. Als Direktvermarkter mit eigenem Hofladen und vielen verschiedenen Obstsorten im Anbau gibt es auf dem Hof jede Menge Arbeit.


Dennoch nahm sich Michael Balz viel Zeit für uns und erklärte in aller Ausführlichkeit das Prinzip eines Arche-Hofs. Vielen Menschen ist bekannt, dass Wildpflanzen und Wildtiere vom Aussterben bedroht sind, dass das gleiche aber auch in der Landwirtschaft passiert mit Kulturpflanzen und Haustierrassen, das wissen die wenigsten. Arche-Höfe haben sich deshalb dem Ziel verschrieben, bedrohte Nutztierrassen aktiv zu erhalten und weiter zu züchten.


Zu den bedrohten Nutztierrassen gehört auch das „Bunte Bentheimer Schwein“. Das mittelgroße Schwein mit seinen unregelmäßigen schwarzen Flecken auf weißem oder hellgrauen Untergrund ist robust, genügsam in der Haltung und verfügt über eine exellente Fleischqualität. Davon konnten wir uns im Hofladen überzeugen, dort wurde Salami vom Bentheimer zu Verkostung angeboten.


Die Grundidee der Bewirtschaftung ist ein möglichst geschlossener Betriebskreislauf. Es entsteht ein Gleichgewicht zwischen Tieren, Pflanzen, Menschen und dem Boden. So ist der Landwirt in der Lage, ressourcenschonend und nachhaltig zu wirtschaften. Ein gutes Beispiel ist die komplette Verwertung der Apfelernte auf dem Hof. Das, was nicht in den Verkauf geht bzw. zu Apfelsaft verarbeitet wird, wird als Apfeltrester an die Schweine verfüttert. Das finden die Schweine nicht nur sehr lecker, sondern es ist darüber hinaus auch noch eine gesunde Ergänzung zum Futter.


Nach der zweistündigen Informationsveranstaltung durften die eigenen Früchte des Hofs in Form von Kuchen verzehrt werden. Bei der gemütlichen Kaffeemahlzeit wurde neben leckerem Apfel- und Heidelbeerkuchen auch köstlicher Apfelsaft aus eigener Herstellung angeboten. Der Obstbaubetrieb hat mittlerweile 24 Apfelsorten im Angebot, die von den Kunden sehr geschätzt werden.


Vieles, was einige Besucher durch den Film schon erfahren hatten, wurde bei dem persönlichen Kennenlernen der Familie Balz noch deutlicher: Ohne eine enorme Arbeitsbelastung, ganz viel Enthusiasmus und die Unterstützung der gesamten Familie ist ein solches Projekt nicht zu bewältigen.


Selbst wenn die Ernte erfolgreich ist und Tiere und Menschen gesund sind, gibt es immer wieder neue Herausforderungen, denen man sich stellen muss. So berichtete Michael Balz von einem Schädingsproblem, das im Herbst 2014 erstmals aufgetreten ist. In den Heidelbeeren wurde die sogenannte Kirsch-Essig-Fliege entdeckt. Da es noch keine wirksame Möglichkeit gibt, die Fliege zu bekämpfen, müssen Angelika und Michael Balz nach Lösungen suchen, um die Ausbreitung des Schädlings in den Griff zu bekommen. Mit selbsterstellten Fliegenfallen und freilaufenden Hühnern in den Obstplantagen versuchen sie, das Problem in den Griff zu bekommen.


Für die Beelener Grünen und ihre Gäste war der Nachmittag kurzweilig und spannend. „Die lange Fahrt hat sich auf jeden Fall gelohnt,“ so das Fazit von Bettina Sander, Sprecherin der Grünen Liste Beelen. „Was noch einmal sehr deutlich wurde, ist, dass wir uns nur nachhaltig und ressourcenschonend ernähren können, wenn wir regional und vor allem saisonal essen. Da kann man nur an die Vernunft der Bürger appellieren und hoffen, dass z.B. die Erdbeeren im Winter zukünftig im Supermarkt stehen bleiben.“

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